Wettbewerbsrecht

BGH:Aufbrauchfrist im Unterlassungsurteil in UWG-Sache

Aufbrauchfrist im Unterlassungsurteil in UWG-Sache – An die Gewährung einer solchen Frist für die Umstellung von werblichen Aussagen oder den „Abverkauf“ von Waren, die mit eigentlich unzulässigen Angaben versehen sind, sind enge Voraussetzungen geknüpft. Dies hat der BGH in seinem Urteil vom 7. April 2022(Az.: I ZR 143/19 – Knuspermüsli II) erneut festgestellt. In dem wettbewerbsrechtlichen Streit war im Verfahren für den Fall einer Verurteilung zur Unterlassung, im Streitfall Nichtangabe von rechtlich zwingenden Informationen, ein Antrag auf Gewährung einer solchen Aufbrauchfrist gestellt worden. Diesem Antrag folgte der BGH nicht.

Aufbrauchfrist im Unterlassungsurteil in UWG-Sache – Ansicht des Gerichts

Der BGH führt zu den grundlegenden Voraussetzungen in den Entscheidungsgründen unter anderem aus:

„…Voraussetzung dafür ist, dass ihm durch ein sofort mit der Zustellung des Titels uneingeschränkt zu beachtendes Verbot unverhältnismäßige Nachteile entstehen und die Belange sowohl des Gläubigers als auch der Allgemeinheit durch eine befristete Fortsetzung des Wettbewerbsverstoßes nicht unzumutbar beeinträchtigt werden (vgl. BGH, Urteil vom 29. März 2007 – I ZR 122/04, GRUR 2007, 1079 Rn. 40 = WRP 2007, 1346 – Bundesdruckerei; Urteil vom 24. September 2013 – I ZR 89/12, GRUR 2013, 1254 Rn. 44 = WRP 2013, 1596 – Matratzen Factory Outlet; Urteil vom 10. Mai 2016 – X ZR 114/13, GRUR 2016, 1031 Rn. 42 – Wärmetauscher)…Die Entscheidung über die Einräumung einer Aufbrauchfrist erfordert eine Interessenabwägung….Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, inwieweit den Beklagten ein Verschulden trifft (vgl. BGH, Urteil vom 19. Februar 1957 – I ZR 13/55, GRUR 1957, 488, 491 – MHZ; Urteil vom 10. Mai 1957 – I ZR 33/56, GRUR 1957, 499, 504 – Wipp; Urteil vom 31. Mai 1960 – I ZR 16/59, GRUR 1960, 563, 567 [juris Rn. 41] – Alterswerbung/Sekt; Urteil vom 18. Dezember 1981 – I ZR 34/80, GRUR 1982, 425, 431 [juris Rn. 33] – Brillen-Selbstabgabestellen, insoweit nicht in BGHZ 82, 375 abgedruckt; Urteil vom 18. Dezember 1981 – I ZR 116/80, juris Rn. 33; BGH, GRUR 1982, 420, 423 [juris Rn. 46] – BBC/DDC). Zu seinen Gunsten kann sich dabei auswirken, dass er das streitgegenständliche Verhalten längere Zeit unbeanstandet vorgenommen hat (vgl. BGH, Urteil vom 18. Dezember 1981 – I ZR 116/80, juris Rn. 33; Urteil vom 25. Januar 1990 – I ZR 19/87, BGHZ 110, 156, 175 f. [juris Rn. 54] – HBV-Familien- und Wohnungsrechtsschutz). Eine Verurteilung in den Vorinstanzen kann aber dazu führen, dass der Beklagte sich auf einen ungünstigen Ausgang auch des Revisionsverfahrens ein- stellen konnte und musste (vgl. BGH, GRUR 1966, 495, 498 [juris Rn. 30] – UNIPLAST; BGH, Urteil vom 18. November 1966 – Ib ZR 16/65, GRUR 1967, 355, 359 [juris Rn. 36] – Rabe; BGH, WM 1968, 993, 995 [juris Rn. 38] – Hamburger Volksbank; BGH, GRUR 1974, 474, 476 [juris Rn. 23] – Großhandelshaus; KG, WRP 1999, 339, 341 [juris Rn. 52]; OLG Köln, NJWE-WettbR 2000, 209, 211 [juris Rn. 42]; Bornkamm in Köhler/Bornkamm/Feddersen aaO § 8 Rn. 1.97; Ohly in Ohly/Sosnitza aaO § 8 Rn. 41; MünchKomm.UWG/Fritzsche aaO § 8 Rn. 127 und 141; MünchKomm.UWG/Ottofülling aaO § 12 Rn. 241; Großkomm.UWG/Hofmann aaO § 8 Rn. 89; Büscher/Hohlweck aaO § 8 Rn. 90). Weniger strenge Anforderungen können im Fall eines Angriffs gegen die Firmierung des Beklagten gelten (vgl. BGH, Urteil vom 22. November 1984 – I ZR 101/82, GRUR 1985, 389, 391 [juris Rn. 29] = WRP 1985, 210 – Familienname; BGH, GRUR 2007, 1079 Rn. 40 – Bundesdruckerei; Büscher in Fezer/Büscher/ Obergfell aaO § 8 Rn. 164; zu den strengeren Anforderungen im Patentrecht vgl. BGH, GRUR 2016, 1031 Rn. 53 – Wärmetauscher)…“

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